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HISTORISCH: ERNTEDANKFEST IN SCHACKSTEDT
Als ich zu meinem Dienstbeginn im Bereich Sandersleben hörte, dass in Schackstedt anfangs September das Erntedankfest gefeiert wird, war ich verwundert.
Bereits in der Agende von 1955, neu aufgelegt 1971, steht: "Wo gliedkirchlich oder ortskirchlich keine anderweitige Regelung getroffen ist, wird der Erntedanktag am Sonntag nach dem Michaelistage
(29. September) begangen /30. September 6. Oktober/" und auch bei Wikipedia ist zu lesen:
"Nach der Reformation wurde das Erntedankfest an unterschiedlichen Daten gefeiert... Schließlich bürgerte sich die Feier am Michaelistag oder – weit überwiegend – am ersten Sonntag nach Michaelis als Termin ein. Diese Regelung geht u. a. auf einen Erlass des preußischen Königs aus dem Jahre 1773 zurück."
Dass in Schackstedt das Erntedankfest Anfang September gefeiert wird, hat allerdings Tradition. Im Monatsboten für die evangelischen Gemeinde Sandersleben und Unterwiederstedt. Freckleben, Drohndorf, Mehringen, Schackstedt und Schackenthal vom Oktober 1929, las ich: "Die hiesigen Landwirte feierten unter starker Beteiligung am 4. September ihr Erntefest. Dreiundzwanzig mit Blumen und Girlanden geschmückte Wagen wurden im Festzuge gezählt, der sich um 2 Uhr nachmittags ins Feld unweit des Dorfes begab und dort im Kreise Aufstellung nahm. Die Musik spielte zuerst den Choral: 'Lobe den Herrn, den mächtigen König der Ehren'. Sodann hielt Pastor Randel eine längere zu Herzen gehende Ansprache. Ein Stoppeltanz nach altem Brauch schloß die eindrucksvolle Feier auf dem Acker. Eine Nachfeier mit Tanz in Schmidt's Lokal vollendete das 32. Erntefest, was auf diese Weise gefeiert wurde."
Diese Tradition wird in Schackstedt weiter gepflegt und in diesem Jahr der 1050. Ersterwähnung des Ortes festlich ausgeschmückt:
Donnerstag, den 31.08.2023, 19 Uhr KONZERT in der St.-Kilian-Kirche mit dem Chor "Amici Carminis" unter Leitung von Sebastian Saß
Samstag, den 02.09.2023, 13 Uhr
großer Festumzug mit Stoppeltanz
Sonntag, den 03.09.2023, 10 Uhr Gottesdienst
A N G E D A C H T
Schon lange nicht mehr in die Kirche gegangen? Am 10. September gibt es eine ausgezeichnete Gelegenheit. Nicht nur, weil Sonntag ist, sondern weil der bundesweite Tag des offenen Denkmals begangen wird. Das Motto in diesem Jahr: „Talent Monument“. (Auch die "Talente hinter dem Denkmal" dürfen Sie entdecken.) Bestimmt finden Sie in ihrer Nähe ein offenes Denkmal.
Wenn Sie wissen wollen, was ein Refektorium ist, was ein Laubenganghaus ausmacht, wie eine Synagoge von innen aussieht oder welche Geschichte die alten Wegkreuze erzählen, dann kommen Sie auf Ihre Kosten.
Nebenbei wird deutlich: Glaube und Religion nehmen auch heute noch einen wichtigen Platz in unserem Land ein. Nicht nur, weil ein Sprichwort sagt, dass man die Kirche im Dorf lassen soll, sondern weil religiöse Bauten unsere Dörfer und Städte prägen. Kirchtürme und Glocken sind vielerorts unübersehbar und unüberhörbar. Sie bieten Orientierungspunkte, sind häufig der Mittelpunkt eines Ortes.
Deutlich wird auch anhand der religiösen Bauten die Vielfalt, wie sich Menschen mit ihrem Glauben im Laufe der Jahrhunderte auseinandergesetzt haben. Und schließlich zeigen sie, dass sich der Glaube in einem beständigen Wandel befindet. Was die einen als angemessene Form der Gottesverehrung verstanden, ist für andere Kitsch, was in einem Jahrhundert wichtig
war, wurde in einem anderen Jahrhundert vergessen.
Spannend: Bei dem Wort »Sakralbau« denkt man sicher zuerst an Kirchen. Aber das religiöse Leben Deutschlands besteht nicht nur aus Gottesdiensten. Viele Krankenhäuser sind aus kirchlichen Spitälern entstanden, Hochschulen sind alte Klostergründungen, Bischöfe haben Museen gestiftet und die abendländische Kunst ist ohne das Christentum nicht denkbar.
Kurz: Die Geschichte des Abendlandes, das wird dieser Tag des Denkmals deutlich machen, ist ohne den christlichen und jüdischen Glauben gar nicht zu verstehen.
Das alles können Sie bei einer Entdeckungsreise in die Welt der Sakralbauten selbst herausfinden. Und vielleicht kommen Sie in den nächsten Gottesdienst, damit die Kirchen nicht nur historische Denkmale werden, sondern ein "Bau aus lebendigen Steinen" bleiben.
Es grüßen Sie herzlich
Ihre Pfarrerinnen
Claudia Drese und Dorothee Schmitt
Stand: Gemeindebrief Sep/Okt 2023