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Angedacht Januar/Februar 2020

Während ich über die Jahreslosung von 2020 (s.o.) nachdenke, fällt mein Blick auf einen Würfel, den meine Kinder gestaltet haben und der auf den ersten Blick wie einer der Schicksalswürfel aussieht, mit denen manche an Silvester gern erfahren möchten: Was bringt das neue Jahr? Wird es ein enttäuschendes oder erfolgreiches?

Manche Menschen fühlen sich regelrecht wie ein Würfel ins Leben hineingeworfen - in Bedingungen, die sie sich nicht haben aussuchen dürfen. Da gibt es doch scheinbar Mächte, die uns ohne unseren Verdienst emporheben und Glück bringen, aber uns auch ohne unser Verschulden abstürzen lassen.

Aber der Würfel, den ich vor mir liegen habe, ist kein Spielwürfel, sondern ein Gebetswürfel, wie ihn viele christliche Familien für das Tischgebet einsetzen. Dieser Würfel spricht also weniger vom Schicksal oder Zufall, sondern von Gott, von dem wir glauben, dass er hinter dem "Spiel unseres Lebens" steht.

"Gott würfelt nicht", sagte einmal der berühmte Physiker Albert Einstein und meinte damit, dass für Gott auch das Kleinste Sinn und Bedeutung hat: alles, was geschieht, kann uns zu Gott führen. Was nach irdischen Maßstäben Verlust ist, kann im Lichte Gottes betrachtet ein großer Gewinn sein - und umgekehrt.

Von dieser Zwiespältigkeit von Hoffnung auf Heilung, auf Liebe, auf Freude, auf Sicherheit - und andererseits der Angst vor der Enttäuschung spricht die Begegnung des Vaters eines kranken Sohnes mit Jesus. Auch ich kenne Menschen, die sich nicht mehr erlauben zu hoffen, damit sie nicht enttäuscht werden, die unter der Zwiespältigkeit von Vertrauen und Zweifel und dem Wunsch, stärker vertrauen zu können, leiden.

Andere haben die Erfahrung gemacht, dass mit den Vertrauen zu Gott das Leben leichter wird. Nicht, dass Schweres erspart bleibt, doch Vertrauen hilft, es besser zu ertragen.

Ich glaube; hilf meinem Unglauben!

ist als Verzweiflungsschrei ein Gebet. Eine flehende Bitte um Gottes Hilfe, dass mein Glaube und mein Vertrauen stärker sind, als der Zweifel und der äußere Anschein, der meinen Zweifel nährt. Nach menschlicher Erfahrung ist der Wunsch des Vaters nach Heilung seines Sohnes unrealistisch. Vor den Augen Jesu packt den Sohn ein Anfall, er stürzt zu Boden, hat Schaum vor dem Mund. So offensichtlich ist die Krankheit, dass Heilung nicht möglich scheint. Nach menschlicher Erfahrung ist da nichts zu machen, besonders, da die Krankheit seit Kindesbeinen da ist.

Vertrauen heißt, Gottes Möglichkeiten höher einzuschätzen als menschliche Erfahrung. Um dieses Vertrauen kann ich Gott bitten. Am Ende der Geschichte fragen die Jünger Jesus, warum sie den Jungen nicht heilen konnten, und Jesus antwortete: "Diese Art kann durch nichts ausfahren, als durch Beten." Vielleicht bezieht sich das auf den "Dämon" Zweifel, der uns arg plagen kann.

In meinen Augen ist die Jahreslosung eine Einladung zum beständigen Gebet um Glauben und Vertrauen.

Wir schauen auch im Jahr 2020 in guten und in bösen Tagen auf den, der "nicht würfelt", sondern alles, was er geschaffen hat, mit seiner Liebe umfängt und zum Guten lenken will. Wir dürfen deshalb nicht ängstlich und sorgenvoll, sondern betend in die Zukunft gehen. Dann wird auch das kommende Jahr ein "Jahr des Herrn" und ein "Jahr des Heils" für uns werden.

Gottes Segen und viel Gutes für das Jahr 2020
wünschen Ihnen

Ihre Pfarrerinnen

Renate Lisock und Dorothee Schmitt