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Angedacht Nov/Dez 2020

Süßer die Glocken nie klingen / als zu der Weihnachtszeit

Warum eigentlich? Warum klingen uns die Glocken so süß in der Weihnachtszeit? Wenn ich an Weihnachten denke, dann sehe ich auch Bilder vom Weihnachtsgottesdienst vor meinem inneren Auge. Der dunkle Kirchraum, erhellt von strahlenden Kerzen am Tannenbaum. Die geschmückte Kirche, das Krippenspiel. Die frohe, gespannte Erwartung, die in der Luft liegt. Und ich denke an den Weg zur Kirche. Dunkel liegen die Straßen. Vielleicht liegt wieder einmal Schnee am Heiligabend, der unter meinen Sohlen knirscht. Und dann, noch ehe ich die Kirche sehen kann, höre ich die Glocken. Aus der Ferne klingen sie fein durch die klare Luft, dann voll und rund beim Näherkommen. Ein wunderbarer Klang, der mich an ferne Kindertage erinnert, der Geborgenheit ausstrahlt. 

Süßer die Glocken nie klingen /
als zu der Weihnachtszeit,
grad als ob Engelein singen /
wieder von Friede und Freud.

Pfarrer Friedrich Wilhelm Kritzinger

Der Glockenklang: wie ein Engelsgesang. So hat der Pfarrer Friedrich Wilhelm Kritzinger es in seinem bekannten Weihnachtslied ausgedrückt. Und vielleicht ist es das, warum die Glocken so süß klingen zu Weihnachten. Denn die Glocken erinnern mich nicht nur an frühere Feste, sondern sie nehmen mich gleichsam mit hinein in die Weihnachtsgeschichte. 

Wie einst die Hirten zum Stall, so komme ich am Heiligen Abend dazu. Lausche dem Glockenklang wie die Hirten damals dem Engelsgesang. "Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen seines Wohlgefallens." Und wenn ich die Kirchentür durchschreite, dann ist es plötzlich, als ob ich wie die Hirten den Stall betrete. Wie sie bin ich ergriffen in Andacht und Freude, die mich ausfüllt. 

"Süßer die Glocken nie klingen" - die Freude über die Wohlklang der Glocken empfinde ich zu allen Gottesdiensten; selbst zu traurigen und frohen Anlässen rufen die Glocken zum Gebet, zum Hören auf das Wort Gottes.  

"Süßer die Glocken nie klingen" - ja, mitten in unserem Alltag verkünden sie ihre Botschaft: Hört her, die Welt ist nicht verloren, Christus ist geboren. So ist jedes Glockenläuten ein Engelsgesang. Jedes Glockenläuten: eine Erinnerung daran, dass Gott selber Mensch geworden ist. Dass der Friede unsere Hoffnung bleibt, mag es auch noch so dunkel um uns scheinen. Nicht nur in der Weihnachtszeit, sondern an allen Tagen unseres Lebens. 

Aus den Pfarrhäusern Plötzkau und Sandersleben
grüßen wir Sie herzlich 

Ihre Pfarrerinnen 
Dorothee Schmitt und Renate Lisock