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Novemberzeit ist Trauerzeit. Dieser nebulöse Monat hat es in sich. Dunkel, nass, kalt, ungemütlich. Das passt. Das ist die richtige Kulisse für Trauer und Tristesse.
Viele mögen deshalb den November gar nicht. Trauernde Menschen aber schon. Die finden ihn passend. Endlich ein Monat, sagen sie, der so ist wie wir. Endlich stimmen drinnen und draußen überein. Trauernde Menschen sind Novembermenschen. Und ihre Trauerzeit ist wichtige Zeit. Wer trauert, arbeitet ja an etwas ganz Großem. Trauerzeit ist keineswegs verlorene Zeit. Sie ist im Gegenteil die Zeit für Wertarbeit der Seele, für mühselige Mühe. Novembertrauer hat Tiefe auf höchstem Niveau, die Trauer der Spiegel der Liebe ist. Wer trauert ­ liebt. Wer viel trauert, tut das nur, weil er so viel lieb gehabt hat. Novembertrauer ist darum so wertvoll und so kostbar, weil sie sich Zeit nimmt für eine der wichtigsten Dinge des Lebens nämlich die Spuren aufzuspüren, die wir miteinander gegangen sind, nachsinnen über die Nähe und Geborgenheit von Gestern, die so weit getragen hat und die jetzt fehlt. Und die Tränen, die dabei fließen, sie sind die Perlen dieses Schatzes, sind jede einzelne für sich ein Juwel der Verbundenheit, stärker ist als der Tod. Novemberzeit ist Trauerzeit. Das stimmt. Aber sie ist deshalb keine Unzeit, oder gar verlorene Zeit. Der November ist der Mai der Trauer. Schonraum und Parkplatz für verwundete Seelen, die sich im Schutz der Dunkelheit sammeln und schweigen.
Viel Nebel gibts in dieser Zeit. Das passt auch. Wenn man nämlich das Wort heraus. Im Nebel stehen und das Leben rückwärts betrachten und bis auf Weiteres nicht wissen, wie es weitergehen soll. Keine Klarheit haben, keinen Durchblick, keine hellen Gedanken, sondern schwere nur, schwere Gedanken für einen schweren Mut. Und trotzdem da sein, und da bleiben und wissen: diese Zeit ist auch gelebte Lebenszeit, dieser Schauer Trauer Monat hat auch seinen guten Grund. Er schenkt uns den Platz, den wir brauchen für unser Vermissen und Sehnen und Warten. Weil alles seine Zeit hat, wie die Bibel sagt: Lachen und Weinen, Geboren werden und Sterben, Kommen und Gehen, Lieben und Leiden. Alles hat seine Zeit. Und alle Zeit steht in Gottes Hand. Auch diese jetzt ­ im November.


Es grüßen Sie herzlich
Ihre Pfarrerinnen
Claudia Drese und Dorothee Schmitt

Als ich zu meinem Dienstbeginn im Bereich Sandersleben hörte, dass in Schackstedt anfangs September das Erntedankfest gefeiert wird, war ich verwundert.
Bereits in der Agende von 1955, neu aufgelegt 1971, steht: "Wo gliedkirchlich oder ortskirchlich keine anderweitige Regelung getroffen ist, wird der Erntedanktag am Sonntag nach dem Michaelistage
(29. September) begangen /30. September ­ 6. Oktober/" und auch bei Wikipedia ist zu lesen:
"Nach der Reformation wurde das Erntedankfest an unterschiedlichen Daten gefeiert... Schließlich bürgerte sich die Feier am Michaelistag oder – weit überwiegend – am ersten Sonntag nach Michaelis als Termin ein. Diese Regelung geht u. a. auf einen Erlass des preußischen Königs aus dem Jahre 1773 zurück."
Dass in Schackstedt das Erntedankfest Anfang September gefeiert wird, hat allerdings Tradition. Im Monatsboten für die evangelischen Gemeinde Sandersleben und Unterwiederstedt. Freckleben, Drohndorf, Mehringen, Schackstedt und Schackenthal vom Oktober 1929, las ich: "Die hiesigen Landwirte feierten unter starker Beteiligung am 4. September ihr Erntefest. Dreiundzwanzig mit Blumen und Girlanden geschmückte Wagen wurden im Festzuge gezählt, der sich um 2 Uhr nachmittags ins Feld unweit des Dorfes begab und dort im Kreise Aufstellung nahm. Die Musik spielte zuerst den Choral: 'Lobe den Herrn, den mächtigen König der Ehren'. Sodann hielt Pastor Randel eine längere zu Herzen gehende Ansprache. Ein Stoppeltanz nach altem Brauch schloß die eindrucksvolle Feier auf dem Acker. Eine Nachfeier mit Tanz in Schmidt's Lokal vollendete das 32. Erntefest, was auf diese Weise gefeiert wurde."
Diese Tradition wird in Schackstedt weiter gepflegt und in diesem Jahr der 1050. Ersterwähnung des Ortes festlich ausgeschmückt:
Donnerstag, den 31.08.2023, 19 Uhr ­ KONZERT in der St.­-Kilian-­Kirche mit dem Chor "Amici Carminis" unter Leitung von Sebastian Saß
Samstag, den 02.09.2023, 13 Uhr ­
großer Festumzug mit Stoppeltanz
Sonntag, den 03.09.2023, 10 Uhr ­ Gottesdienst

Schon lange nicht mehr in die Kirche gegangen? Am 10. September gibt es eine ausgezeichnete Gelegenheit. Nicht nur, weil Sonntag ist, sondern weil der bundesweite Tag des offenen Denkmals begangen wird. Das Motto in diesem Jahr: „Talent Monument“. (Auch die "Talente hinter dem Denkmal" dürfen Sie entdecken.) Bestimmt finden Sie in ihrer Nähe ein offenes Denkmal.
Wenn Sie wissen wollen, was ein Refektorium ist, was ein Laubenganghaus ausmacht, wie eine Synagoge von innen aussieht oder welche Geschichte die alten Wegkreuze erzählen, dann kommen Sie auf Ihre Kosten.
Nebenbei wird deutlich: Glaube und Religion nehmen auch heute noch einen wichtigen Platz in unserem Land ein. Nicht nur, weil ein Sprichwort sagt, dass man die Kirche im Dorf lassen soll, sondern weil religiöse Bauten unsere Dörfer und Städte prägen. Kirchtürme und Glocken sind vielerorts unübersehbar und unüberhörbar. Sie bieten Orientierungspunkte, sind häufig der Mittelpunkt eines Ortes.
Deutlich wird auch anhand der religiösen Bauten die Vielfalt, wie sich Menschen mit ihrem Glauben im Laufe der Jahrhunderte auseinandergesetzt haben. Und schließlich zeigen sie, dass sich der Glaube in einem beständigen Wandel befindet. Was die einen als angemessene Form der Gottesverehrung verstanden, ist für andere Kitsch, was in einem Jahrhundert wichtig
war, wurde in einem anderen Jahrhundert vergessen.
Spannend: Bei dem Wort »Sakralbau« denkt man sicher zuerst an Kirchen. Aber das religiöse Leben Deutschlands besteht nicht nur aus Gottesdiensten. Viele Krankenhäuser sind aus kirchlichen Spitälern entstanden, Hochschulen sind alte Klostergründungen, Bischöfe haben Museen gestiftet und die abendländische Kunst ist ohne das Christentum nicht denkbar.
Kurz: Die Geschichte des Abendlandes, das wird dieser Tag des Denkmals deutlich machen, ist ohne den christlichen und jüdischen Glauben gar nicht zu verstehen.
Das alles können Sie bei einer Entdeckungsreise in die Welt der Sakralbauten selbst herausfinden. Und vielleicht kommen Sie in den nächsten Gottesdienst, damit die Kirchen nicht nur historische Denkmale werden, sondern ein "Bau aus lebendigen Steinen" bleiben.

Ermüdet vom Leben in der Großstadt und enttäuscht von den sogenannten Errungenschaften der Zivilisation: So ging es dem Maler Paul Gauguin, darum floh er aus dieser Welt und machte sich auf die Reise in ein anderes Leben: Tahiti, damals französische Kolonie, war sein Ziel.
Etwas über 40 Jahre war Gauguin damals alt, geboren war er am 7. Juni 1848, vor 175 Jahren. Zunächst deutete nichts darauf hin, dass er einmal einer der berühmtesten Kunstmaler würde. Nach seiner Kindheit und Schulzeit in Paris, Peru und Orléans wählt er den Beruf des Seemanns und leistet seinen Militärdienst bei der Marine. 1872 gibt er die Seefahrt auf, um ein bürgerliches Leben in Paris zu führen. Er arbeitet als Börsenmakler und heiratet die Dänin Mette, die beiden werden fünf Kinder haben.
In dieser Zeit entdeckt er auch die Malerei für sich, allerdings hat er um Verarmung zu kämpfen und nimmt auch verschiedene Gelegenheitsjobs an.

Das bürgerliche Leben in der Großstadt wird ihm zunehmend fremd, und er träumt sich mit seinen Bildern in ein ursprüngliches Leben. Er sucht nach anderen Orten, an denen er leben kann, und flieht vor dem zivilisierten Leben zunächst nach Panama, um naturreine Inspiration zu erfahren. 1891 bricht er dann ohne seine Familie ganz nach Tahiti auf, damals eine französische Kolonie. Mit Beginn einer zweiten Reise 1895 wird Tahiti zu seinem Lebensmittelpunkt.

Auf Tahiti entstanden nun viele Bilder in Gauguins eigenem neuen Malstil. Ein Beispiel ist das Bild, auf dem zwei Frauen zu sehen sind, umgeben von einer Landschaft, die nach Tahiti passt. „Wann heiratest du?“, hat Paul Gauguin dieses Bild betitelt. Darin kommt zum Ausdruck, wie die christliche Moral auch in das ursprüngliche Leben der Menschen auf Tahiti hineinbricht. Es gehört wohl zur Tragik seines Lebens, dass er auf der Suche nach dem Paradies selbst einen Lebensstil hatte, der heute zu viel Kritik herausfordert und er hat gespürt, dass er auch dort der westlichen Zivilisation verhaftet bleibt. Es gibt eben ­so sagt es auch die Bibel (1. Mose 3,24) keinen Weg zurück ins Paradies. In diesem Sinn ist unser Leben immer „jenseits von Eden“.
Die Vorstellung vom Paradies weist uns in die Zukunft. Das Leben bei Gott, das Reich Gottes, das ist das Paradies, auf das wir zugehen. Am Kreuz sagt Jesus:

„Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein“

(Lukas 23,43). Nach christlicher Vorstellung wird bei Gott das neue Leben ein Leben in Fülle sein für alle Menschen. Und die Hoffnung darauf kann uns jetzt schon froh und frei machen, darum können wir einstimmen in den letzten Vers des Sommerliedes von Paul Gerhardt (EG 503,15):

„Erwähle mich zum Paradeis und lass mich bis zur letzten Reis an Leib und Seele grünen, so will ich dir und deiner Ehr allein und sonsten keinem mehr hier und dort ewig dienen.“

 

Es grüßen Sie herzlich
Ihre Pfarrerinnen
Claudia Drese und Dorothee Schmitt

1050 JAHRE FRECKLEBEN

"Die Kirche scheint ein sehr hohes Alter zu haben und schon vor der Zeit der Reformation erbaut worden zu sein. Ursprünglich hat sie unstreitig den gegenwärtigen Umfang nicht gehabt und ist wahrscheinlich eine Kapelle gewesen. Vermutlich ist diese im Jahr 1594 durch einen Anbau auf der südöstlichen Seite erweitert worden, sodass sie die jetzige Gestalt erhalten hat. Unten am Rand der Kanzel nämlich und an einer nordöstlich gelegenen Empore findet man die genannte Jahreszahl. An der Kanzel liest man: „Ao. 1594 d. 22. Marty“ und an der Empore „1594“, und diese Jahreszahl deutet ohne Zweifel auf die Vergrößerung der Kirche hin. Dass diese durch besagten Anbau die jetzige Form erst erhalten haben muss, lässt sich mit Sicherheit aus folgenden zwei Gründen schließen. Erstlich hat man bei der 1855 stattgefundenen Erneuerung derselben, als das Pflaster aufgerissen wurde, im Schiffe von der Kanzel aus eine alte Grundmauer entdeckt, welche von da nach der nordwestlichen Seite hinläuft und deren Vorhandensein deutlich den Beweis liefert, dass der südöstlich liegende Teil der Kirche späterhin angebaut sein muss. Zweitens zeigt es sich ganz klar, dass in der inneren Einrichtung nur darum alle Symmetrie verletzt worden sein kann, weil in späterer Zeit ein Anbau stattgefunden hat. Diese Erweiterung scheint aus folgendem Grunde geschehen zu sein: In dem sogenannten Unterdorfe von Freckleben befindet sich eine Stelle, welche der „Moritzkirchhof“ genannt wird. In der Nähe derselben soll die Moritzkirche gestanden haben, von der noch in der neuesten Zeit Grundmauern ausgegraben worden sind. Diese Kirche, welche wahrscheinlich in alter Zeit von der Gemeinde zur Verrichtung des Gottesdienstes benutzt worden ist, ist vermutlich 1594 eingegangen und die gegenwärtige den Gemeindegliedern eingeräumt worden. Da letztere für die Gemeinde einen zu beschränkten Raum hatte, sah man sich genötigt, sie nach Südosten zu erweitern. Vor dem Jahre 1594 ist sie wahrscheinlich nur von den hiesigen adligen Herrschaften benutzt worden, während die Moritzkirche eine Art Filialkirche bildete. Wann die Reformation in der hiesigen Gemeinde Eingang gefunden hat, darüber schweigen die Nachrichten." - Auszug aus: MONATSBOTE für die evangelischen Gemeinden Sandersleben und Unterwiederstedt. Freckleben, Drohndorf und Mehringen – 15. Jahrgang, Februar 1925, S. 16 ­ Aus der Geschichte der Kirche

—> weitere Infos zur Kirche

Nicht einmal mehr jeder zweite Deutsche weiß, warum Pfingstsonntag und Pfingstmontag überhaupt Feiertage sind. Und wissen, heißt ja noch lange nicht glauben. Aber was gibt es denn an Pfingsten zu glauben?

Die Bibel erzählt darüber eine dramatische und etwas wunderliche Geschichte. Sie erzählt von einem gewaltigen Sturm, tanzenden Feuerzungen und von Menschen, die Gottes Geist in ihre Herzen ließen und anfingen vor Freude in allen Sprachen zu sprechen. Kein Wunder, dass die unbeteiligten Zuschauer damals sich fragten, was das denn bloß bedeuten sollte; kein Wunder, dass einige annahmen, die Begeisterten hätten einfach zu viel Wein getrunken. Aber dennoch ­ viele der Zuschauer blieben nicht unbeteiligt; viele ließen sich anstecken von der Begeisterung.

Die brachen natürlich nicht alle in Freudentaumel aus und sprachen auf einmal in tausend Sprachen. Die Begeisterung war nicht bei allen so spektakulär, aber genauso wirkungsvoll. Wer vorher Einsamkeit in seinem Herzen spürte, fühlte sich auf einmal getröstet. Wer vorher mit seinem Leben haderte, fühlte sich auf einmal getragen. Wer vorher mutlos war, fühlte sich gestärkt. Aber wie auch immer die Wirkung war ­ alle, die sich anstecken ließen, spürten auf einmal den Geist Gottes in ihren Herzen und wurden verändert. Und genau darum geht es an Pfingsten.

Pfingsten gilt als Geburtsstunde der christlichen Kirche. Aber Pfingsten ist mehr als das:

denn an Pfingsten beginnt unsere ganz persönliche Geschichte mit Gott.

Meine und vielleicht ja auch Ihre! Wenn Sie glauben, dass es eine höhere Macht gibt, die unser Leben in der Hand hält; wenn Sie glauben, dass Gott etwas mit Ihnen vor hat; wenn Sie glauben, dass Gott in Ihnen wirkt, dann haben auch Sie sich anstecken lassen von Pfingsten, dann haben auch Sie den Geist Gottes in Ihr Herz gelassen.

Und dann beginnt an Pfingsten Ihre ganz persönliche Geschichte mit Gott. Wie die aussehen kann? Das können nur Sie beantworten, denn Gottes Geist wirkt wie er will ­ in jedem Herzen auf ganz besondere Weise und immer wieder anders: er tröstet in der Verzweiflung; er stärkt, wenn wir uns schwach fühlen; er zeigt uns den Weg, wenn wir nicht weiter wissen; er muntert uns auf, wenn wir verzweifelt sind; er rüttelt uns auf, wenn wir uns verrannt haben.

Eigentlich schade, dass viele Menschen nicht mehr wissen, was Pfingsten ist. Denn Pfingsten ist das Fest, das uns am meisten angeht; das Fest, an dem Gott uns am engsten berührt ­ mit seinem Geist, der in uns wirken möchte ­ auf tausend verschiedene Weisen.

Es grüßen Sie herzlich
Ihre Pfarrerinnen
Claudia Drese und Dorothee Schmitt

Stand: Gemeindebrief Mai/Juni 2023

Schon wieder ist ein Jahr zu Ende. Was uns wohl das neue bringen wird? Ich versuche eigentlich schon immer alles eher positiv zu sehen. Aber ich schwitze jetzt schon, wenn ich an die Stromabrechnung denke, die irgendwann im Januar ins Haus flattern wird. Und, wenn ich so an die letzten Jahre denke. Was alles passieren könnte, dann fühle ich mich schon so ein bisschen hilflos und allein gelassen. Was ist, wenn jemand in der Familie krank wird? Oder ich an einen Freund denke. Kann er seinen Job jetzt doch behalten, oder kommt noch irgendwann die Kündigung?

„Du bist ein Gott, der mich sieht."

Das ist ein Satz aus der Bibel. Es ist die Jahreslosung, so etwas wie das Motto, das über dem nächsten Jahr 2023 stehen wird. Du bist ein Gott, der mich sieht. Das hat eine Frau in der Bibel gesagt. Sie war eine schwangere Magd, eine Sklavin, auf die niemand groß Rücksicht genommen hat. Eines Tages ist sie davongelaufen, weil sie es nicht mehr ausgehalten hat. Ihre Herrin hatte sie furchtbar gequält, aus Eifersucht und Neid. Schwanger und allein saß die Arme nun in der Wüste auf der Flucht. Sie hatte schon fast aufgegeben – da wurde sie von einem Engel gerettet. Aber nicht durch ein Wunder, nicht durch Geld oder was zu Essen. Nein. Der Engel hat die Frau gerettet, indem er ihr ihre Würde zurückgegeben hat. Er hat sich für sie interessiert. Er hat ihre Not gesehen und ihr so ganz wortwörtlich ihr Ansehen wiedergegeben. Und da wusste die Frau, dass sie nicht alleine ist. Und dass es eine Zukunft für sie und ihren Sohn geben wird.

Du bist ein Gott, der mich sieht. Für mich heißt das: Gott interessiert sich für mich. Weiß, wie es mir geht und was mich so beschäftigt. Gott sieht mich und jeden einzelnen Menschen.
Das heißt für mich auch, dass er sieht, was mich in diesen Tagen um Silvester umtreibt. Dass er mit auf jede Abschlagszahlung schaut, die uns zum Schwitzen bringt. Dass er auf jede Bewerbung schaut, die jemand voller Hoffnung an eine Firma schickt. Auf jedes Krankenblatt, jedes Kündigungsschreiben, jede Geburtsurkunde und jede Glückwunschkarte. Dass er einfach immer und überall mit dabei ist.
Mir hilft das, dass ich weiß: Egal, was mir 2023 so bringt. Gott sieht mich. Und er ist immer für mich da. Davon kann ich natürlich auch keine Rechnungen bezahlen. Und eine Krankheit verschwindet auch nicht einfach so wieder. Aber ich weiß einfach: Da sorgt nochmal jemand mit, da schaut buchstäblich nochmal jemand mit drauf.


In diesem Sinne wünschen Ihnen

Ihre Pfarrerinnen Dorothee Schmitt und Claudia Drese

für das Neue Jahr Gottes Beistand ‐ seinen Segen!
Lassen Sie sich sehen.

„Fröhliche Weihnacht überall, tönt es durch die Lüfte froher Schall.“ So wird es bald wieder überall zu hören sein und gesungen werden. Sind die Menschen in der Advents­ und Weihnachtszeit wirklich fröhlicher als sonst? Wenn ich in so manche Gesichter auf dem Weihnachtsmarkt blicke, merke ich nicht viel von Fröhlichkeit, eher etwa von Hektik, Ungeduld und Stress. Adventszeit ist Stresszeit. „Advent, Advent, alles rennt“, möchte man sagen. Wie soll da Freude aufkommen?

Der Apostel Paulus schreibt:

Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Der Herr ist nahe! (Philipper 4,4.5b)

Kann man aber Freude befehlen? Echte Freude entsteht in einer innersten Entspannung, in einer psychischen Gesundheit, sagen die Mediziner. Freude ist das Gefühl der innersten Lebensgesundheit. Keine losgelöste Freude, sondern die Freude im Herrn ist hier gemeint. Christus ist der Lebensraum, die Atmosphäre, der Weg, auf dem unser ganzes Leben genesen kann und soll.

Denn die Freude am Herrn ist eure Stärke (Nehemia 8,10)

Wenn wir daran denken, in welcher Situation Paulus den sogenannten Freudenbrief an die Gemeinde in Philippi geschrieben hat, dann wird uns die Tiefe dieser Freude bewusst. Paulus schreibt diesen Brief nicht etwa mit Stollengebäck, Glühwein und Freunden am Tisch, sondern allein im Gefängnis. Ein Gerichtsverfahren ist gegen ihn eingeleitet worden und das Urteil könnte den Tod bringen. So ruft er der Gemeinde in Philippi und uns zu: Ihr Christenleute seid zu bleibender Freude berufen. Mitten in einer zu Ende gehenden Welt dürft ihr täglich Freude empfangen und weitergeben.

Vielleicht liegt das Problem unserer freudlosen Welt darin, dass wir uns überhaupt nicht mehr vorfreuen können. Bei Paulus ist es die Vorfreude, dass der Herr kommt. Der Herr ist nahe. Bald freuen wir am Heiligabend wieder das Wunder der Geburt Jesu Christ. Mit der Geburt Jesu leben wir in der Spannung, dass wir bereits von unserem Retter wissen, aber noch das Schönste vor uns haben. Wir erleben hier immer nur das Vorletzte. Das Letzte kommt noch: die Wiederkunft Christi.

In diesem Wissen können wir allem gelassen entgegensehen: „Denn Geborgenheit im Letzten gibt Gelassenheit im Vorletzten.“ Wir erleben ja in der Adventzeit, besonders bei den Kindern: Die Vorfreude ist die schönste Freude.

Seien Sie alle sehr herzlich gegrüßt ­ wir wünschen Ihnen eine freudige, gesegnete, besinnliche Advents­ und Weihnachtszeit

Ihre Pfarrerinnen Dorothee Schmitt und Claudia Drese

Im Mai 2017 erhielten wir von der Glockenfirma Beck die Empfehlung uns um die Anschaffung einer neuen Glockenanlage zu bemühen. Darum legten wir extra ein zweckgebundenes Spendenkonto an. Auch in diesem Jahr geht der Erlös des Cafés zum Mehringer Weihnachtsmarkt in Höhe von 497,66 € auf dieses Konto. Der Fotograf Peter Eichert unterstützte uns bei der Spendenaktion und sammelte bei seinem Fotoshooting  weitere 218,50 € für unser Vorhaben. Unser herzlicher Dank geht an alle Helfer und großzügigen Spender.

Ihr Gemeindekirchenrat Mehringen

Möchten Sie auch für unsere Kirchengemeinde spenden? Hier finden Sie Kontaktmöglichkeiten.

Laurentiuskirche von Skagen (Dänemark)Im Mittelalter war die Laurentiuskirche von Skagen (Dänemark) das größte Gotteshaus weit und breit. Doch seit Beginn des 17. Jahrhunderts war der Sandflug in dem von Wanderdünen geprägten Gebiet so stark, dass die Kirche immer mehr zusandete. Lange noch hielt man den Weg zur Kirche mit Schaufel und Besen frei, doch 1795 wurde die Kirche geschlossen. Das Inventar wurde versteigert, die Steine des Kirchenschiffs konnte die verarmte Bevölkerung gut zum Hausbau gebrauchen. So ragt heute nur noch der Turm der Kirche über die Dünenlandschaft hinaus.

Tilsandede Kirke – „Versandete Kirche“ heißt der Ort. Und auch heute werden in unserem Land sowohl evangelische als auch katholische Kirchen aus verschiedenen Gründen aufgegeben.
In der Bibel wird ja die christliche Gemeinde mit dem Kirchbau verglichen. So heißt es im Epheserbrief (Kapitel 2,19-22):

So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen, erbaut auf den Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Schlussstein ist, durch welchem der ganze Bau ineinandergefügt wächst zu einem heiligen Tempel in dem Herrn. Durch ihn werdet auch ihr mit erbaut zu einer Wohnung Gottes im Geist.

Wenn Kirchengebäude aufgegeben werden, kann das durchaus zum Lauf der Geschichte gehören. Bedenklicher ist: wenn Gemeinden in der Bedeutungslosigkeit versinken, ohne dass äußere Umstände dazu zwingen; denn manchmal habe ich schon den Eindruck, dass geistliche Gemeindegebäude wackelig geworden ist.

Da haben sich manche aus der Gemeinschaft verabschiedet, andere sehen keine Möglichkeit, ihre Fähigkeiten einzubringen und liegen herum wie nutzlose Steine. In manchen Gemeinden heißt es: Es kommt doch auf den Pfarrer an, doch ein Stein kann nicht das ganze Gebäude bilden. Anderswo werden die vielen Gaben der Gemeinde nicht genutzt, und das Haus Gemeinde ist eigentlich nur noch eine Ruine. Wie viele Möglichkeiten verlaufen im Sande …

Wie kann es weitergehen? Was das äußere Kirchengebäude betrifft, wird wohl das eine oder andere Gebäude aufgegeben werden müssen, so wie damals in Skagen. Und das ist bedauerlich, denn daran hängen Erinnerungen, Hoffnungen und Wünsche. Andererseits kann es auch ein Hinweis darauf sein, dass kein Gebäude die Größe Gottes fassen kann, und dass das Ziel der Geschichte nicht die Kirche, sondern das Reich Gottes ist.

Und wie ist es mit dem geistlichen Bau? Klar, der Heilige Geist ist nicht angewiesen auf die Wohnungen, die wir ihm bauen. Doch damit wir auch in Zukunft gut leben können, wird es darauf ankommen, dass wir uns neu erbauen lassen zur Gemeinde Christi. Vielleicht sehen christliche Gemeinschaften in Zukunft anders aus als die Gemeinden, die wir bisher gekannt haben. Auf dem Grund der Apostel und Propheten und mit Christus als Schlussstein können ganz unterschiedliche Formen entstehen. Es wird jedoch darauf ankommen, wie wir unsere verschiedenen Gaben und Fähigkeiten einsetzen, so dass alles gut zusammenpasst.

Der alte Kirchturm aus Skagen kann uns mahnen, dass unsere Fähigkeiten nicht versanden. Ermutigen kann uns die Gewissheit, dass Gottes Geist unter uns wohnen will.

Seien Sie alle sehr herzlich gegrüßt
von Ihren Pfarrerinnen
Dorothee Schmitt und Claudia Drese

Stand: Gemeindebrief September/Oktober 2022