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ANGEDACHT im November

Drohndorf 1650 - das steht auf dem Kelch, den ich im Pfarrhaus Sandersleben im Archiv entdeckt habe. 368 Jahre ist er alt. Was macht diesen Kelch so kostbar? Weniger sein Material und sein hohes Alter. Jahr für Jahr benutzen wir solche wunderbaren Kelche, wenn wir Abendmahl feiern. Alle Abendmahlsgäste trinken daraus. So geht der Kelch von Mund zu Mund und wir spüren, dass wir als Gemeinde zusammengehören wie eine Familie, wie Schwestern und Brüder.

Oft haben auch schon unsere Eltern und Großeltern, ja die meisten unserer Vorfahren aus diesem Kelch getrunken wie wir - und so fühlen wir uns auch mit Ihnen verbunden. Wir spüren, sie hätten denselben Glauben wie wir, dieselben Sorgen, denselben Trost und dieselbe Hoffnung. Sie haben sich im Gebet an denselben Herrn gewendet und haben sich im Abendmahl demselben Herrn nahe gefühlt wie wir.

So wird deutlich, dass wir unseren Vorfahren viel verdanken. Unseren Glauben haben wir in unseren Familien gelernt. Generation für Generation wurde der Glaube bewahrt und weitergegeben bis zu uns. Wir haben unseren Vorfahren nicht nur die wunderbaren Kirchen zu verdanken, sondern auch den Glauben. Und diese Aufgabe haben auch wir: zu bewahren und weiterzugeben, was wir empfangen haben. Da kommen unsere Kinder und Enkel in den Blick. Es gibt also etwas viel kostbareres: den Glauben. Der Kelch ist ein Gefäß. Sowie in ihm der Wein aufbewahrt und weitergereicht wird, so wird auch der Glaube mit ihm bewahrt und weitergegeben. Jesus hat einmal gesagt:

Ihr sollt euch nicht Schätz sammeln auf Erden, wo sie die Motten und der Rost fressen und wo die Diebe einbrechen und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel... denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz. (Mt 6, 19ff.)

Wir wollen unseren kostbaren Abendmahlskelch bewahren und gut auf ihn aufpassen. Aber wir wollen darüber den Schatz nicht vergessen, der viel kostbarer ist, auf den wir viel mehr achten müssen: unsern christlichen Glauben.

Seien  Sie herzlich gegrüßt

Ihre Pfarrerin Dorothee Schmitt