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Angedacht November/Dezember 2022

„Fröhliche Weihnacht überall, tönt es durch die Lüfte froher Schall.“ So wird es bald wieder überall zu hören sein und gesungen werden. Sind die Menschen in der Advents­ und Weihnachtszeit wirklich fröhlicher als sonst? Wenn ich in so manche Gesichter auf dem Weihnachtsmarkt blicke, merke ich nicht viel von Fröhlichkeit, eher etwa von Hektik, Ungeduld und Stress. Adventszeit ist Stresszeit. „Advent, Advent, alles rennt“, möchte man sagen. Wie soll da Freude aufkommen?

Der Apostel Paulus schreibt:

Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Der Herr ist nahe! (Philipper 4,4.5b)

Kann man aber Freude befehlen? Echte Freude entsteht in einer innersten Entspannung, in einer psychischen Gesundheit, sagen die Mediziner. Freude ist das Gefühl der innersten Lebensgesundheit. Keine losgelöste Freude, sondern die Freude im Herrn ist hier gemeint. Christus ist der Lebensraum, die Atmosphäre, der Weg, auf dem unser ganzes Leben genesen kann und soll.

Denn die Freude am Herrn ist eure Stärke (Nehemia 8,10)

Wenn wir daran denken, in welcher Situation Paulus den sogenannten Freudenbrief an die Gemeinde in Philippi geschrieben hat, dann wird uns die Tiefe dieser Freude bewusst. Paulus schreibt diesen Brief nicht etwa mit Stollengebäck, Glühwein und Freunden am Tisch, sondern allein im Gefängnis. Ein Gerichtsverfahren ist gegen ihn eingeleitet worden und das Urteil könnte den Tod bringen. So ruft er der Gemeinde in Philippi und uns zu: Ihr Christenleute seid zu bleibender Freude berufen. Mitten in einer zu Ende gehenden Welt dürft ihr täglich Freude empfangen und weitergeben.

Vielleicht liegt das Problem unserer freudlosen Welt darin, dass wir uns überhaupt nicht mehr vorfreuen können. Bei Paulus ist es die Vorfreude, dass der Herr kommt. Der Herr ist nahe. Bald freuen wir am Heiligabend wieder das Wunder der Geburt Jesu Christ. Mit der Geburt Jesu leben wir in der Spannung, dass wir bereits von unserem Retter wissen, aber noch das Schönste vor uns haben. Wir erleben hier immer nur das Vorletzte. Das Letzte kommt noch: die Wiederkunft Christi.

In diesem Wissen können wir allem gelassen entgegensehen: „Denn Geborgenheit im Letzten gibt Gelassenheit im Vorletzten.“ Wir erleben ja in der Adventzeit, besonders bei den Kindern: Die Vorfreude ist die schönste Freude.

Seien Sie alle sehr herzlich gegrüßt ­ wir wünschen Ihnen eine freudige, gesegnete, besinnliche Advents­ und Weihnachtszeit

Ihre Pfarrerinnen Dorothee Schmitt und Claudia Drese